Geschichte des Schwanbergs

Durch das ebene Gipfelplateau und die auf drei Seiten steil abfallenden Hänge ist der Schwanberg seit Jahrtausenden ein Zufluchts- und Siedlungsort des Menschen. Spuren menschlicher Besiedlung gehen zurück bis in die Steinzeit. Viele Funde datieren in die Mittelsteinzeit (10.000—4000 v. Chr.) Um etwa 1200 v. Chr. entstanden die Vorläufer der sogenannten Keltenschanzen. Die Reste dieser später erneuerten Wälle sind heute im Wald zu sehen, wo sie an zwei Schmalstellen die flachere Ostseite des Berges sicherten. Die Kelten drangen um 400 v. Chr. auf den Berg vor.

Nach dem Durchzug mehrerer Volksstämme ab 50 n. Chr. besiedelten die Franken ab dem 6. Jahrhundert die Gegend. Der Kappelrangen ist der Aussichtspunkt auf dem Schwanberg. Im frühen Mittelalter stand hier eine kleine Michaels- oder Walburgiskirche. Die Kirche wurde 1525 im Bauernkrieg zerstört und war bis dahin ein bekannter Wallfahrtsort. Heute ist hier ein Ort zum Schauen, Staunen und Gedenken.

Der erste Bau einer Burg als Vorläuferbau des heutigen Schlosses erfolgte wahrscheinlich um 1250. Im Dreißigjährigen Krieg diente der Schwanberg als Fluchtort; die Bewohner der umliegenden Ortschaften verschanzten sich hinter den Keltenwällen. Nachdem die Burg um 1633 niedergebrannt worden war, verfiel sie bis zum Wiederaufbau Anfang des 18. Jahrhunderts. Nach einer wechselvollen Geschichte erwarb der Gießener Keramikunternehmer Jean Dern 1897 das Anwesen und baute es in ein touristisch interessantes Ausflugsziel um — das Grab von Jean Dern befindet sich auf dem Friedhof von Rödelsee.

Im Jahr 1911 kaufte Alexander Graf von Castell-Rüdenhausen das Schloss und das Schlossgut mit rund 300 Hektar Grund. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss mit dem Ziel beschlagnahmt, dort eine NS-Schule einzurichten. Nach dem Krieg waren bis 1949 amerikanische Soldaten im Schloss untergebracht, danach wurde es in ein Altersheim umgewandelt. Nach der Verlegung des Altersheims im Jahr 1957 wurde der Schwanberg zur Heimat der evangelischen Ordensgemeinschaft Communität Casteller Ring (CCR).

Radulf Graf zu Castell-Rüdenhausen vermietete Schloss Schwanberg an die Schwestern bzw. an den „Pfadfinderinnen-Dienst e.V.“. Die von der Communität in diesem Verein in Castell begonnene Arbeit wird auf den Schwanberg ausgedehnt. Jungen Frauen wurde in der Nachkriegszeit Schulabschluss und Ausbildung ermöglicht. Auf dem Schwanberg wurden Schule und Tagungsarbeit; Jugendarbeit und Erwachsenenbildung gleichermaßen gefördert. Diese Weiterentwicklung führt 1972 zum neuen Vereinsnamen „Tagungs- und Bildungsstätte Schloß Schwanberg e.V.“

1987 wird die St. Michaelskirche eingeweiht und die Schule geschlossen. Das Programm mit Tagungen, Seminaren und Lehrgängen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene wird erweitert mit dem Ziel, die geistliche und soziale Entwicklung der Gäste zu fördern sowie den christlichen Glauben ganzheitlich erfahrbar zu machen.

Nach über 40 Jahren des Aufbaus und Wachsens der geistlich-diakonischen Arbeit findet in den neunziger Jahren eine Phase der Konsolidierung statt. Ausgehend von der Communität wird die Frage der Identität in der Tagungs- und Bildungsstätte neu bedacht, da Sendungsbewusstsein der Ordensgemeinschaft und die Tätigkeit im Verein zusammen gesehen werden. Im Februar 2000 findet die Neustrukturierung ihren Ausdruck im neuen Namen „Geistliches Zentrum Schwanberg e.V.“

Die Arbeit wird von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) anerkannt, was sich in der Unterzeichnung einer Grundvereinbarung mit dem Geistlichen Zentrum ausdrückt.

Als Radulf Graf zu Castell-Rüdenhausen (1922—2004) kinderlos stirbt, wird das Schloss und der Schlosspark von den Erben an das Geistliche Zentrum Schwanberg verkauft.

Das gemeinsame Wirken von Communität und Geistliches Zentrum wird 2022 ins Wort gebracht: Evangelisches Kloster Schwanberg. Als Ort bietet das Kloster einen weiten Raum zur Sinnsuche und um als Gast in Freiheit teilzuhaben am geistlichen Leben der Communität. Begegnungsmöglichkeiten mit gelebter Spiritualität und Erfahrungsräume zur Entdeckung oder Vertiefung des eigenen geistlichen Lebens werden geschaffen.

Der Schwanberg ist heilender und heiliger Ort für Menschen im Fragen und Suchen sowie Ziel für Ausflügler und Wanderer.

Der Schwanberg gehört zur Gemeinde Rödelsee, mit der wir auf kirchlicher und kommunaler Ebene verbunden sind.

Alte Luftaufnahme des Schlosses Schwanberg mit Schlosspark