1. Mose 8, 1–12
Noah hat von Gott den Auftrag bekommen, eine Arche zu bauen, in der das Leben den Untergang überstehen kann. Das hebräische Wort für Arche „tebah“ bedeutet in erster Linie „Wort“. Es ist also das Wort Gottes, das Noah und mit ihm alles Lebendige vor der zerstörenden Sintflut rettet.
Die Sintflut dauert 40 Tage. Vierzig ist sowohl im biblischen als auch im biologischen Sinne eine besondere Zahl. Vierzig Jahre zog das Volk Israel auf dem Weg von Ägypten durch die Wüste in das Gelobte Land.
Vierzig Tage zog sich Jesus vor seinem ersten öffentlichen Wirken in die Einsamkeit zurück und wurde in der Wüste versucht. Und innerhalb von vierzig Wochen reift ein neues Leben im Mutterleib heran, um dann in eine neue Welt geboren zu werden. Die Zahl 40 steht für eine notwendige Entwicklungszeit, die das Leben braucht, um auf eine nächsthöhere Stufe zu gelangen.
Der Akzent der Noahgeschichte liegt nicht auf der Zerstörung, sondern auf der Rettung Noahs und der Seinen. Der Zielpunkt der Geschichte ist Gottes Bund mit Noah und seine Verheißung an ihn.
Das hebräische Wort für Sintflut ist „mabbul“. Es bedeutet Verwirrung in der Vielheit. Der Mensch, so können wir es bildlich auch für unsere heutige Zeit deuten, geht im Chaos der Vielheit unter und kommt an einen Punkt der absoluten Verzweiflung und Verwirrung. Es ist das Gefühl, dass gar nichts mehr stimmt im Leben. Der Mensch fühlt eine schreckliche Verlassenheit, die sein Leben mit Ratlosigkeit und Verzweiflung überschwemmt. Wer kennt dieses Gefühl nicht in seinem Leben?
Damit wir nicht im Wasser der Sintflut, d.h. im Chaos der Verwirrung umkommen, ist uns Gottes Wort als rettende Arche gegeben. Es trägt uns durch die Zeit und in ihr durch alle Veränderungen unseres Lebens hindurch.
Die Noaherzählung beschreibt einen inneren Schöpfungsprozess, der sich in keinem Leben schmerzfrei vollzieht. Gottes Schöpfung ist in uns im Werden – ein Leben lang – bis wir in Ihm vollendet sind.
Sr. Anke Sophia Schmidt CCR