3. Mose / Levitikus 1, 1-9

Wir haben heute mit der fortlaufenden Lesung im 3. Buch Mose, dem Buch Levitikus begonnen. Die hebräische Bezeichnung für das 3. Buch Mose / Levitikus lautet „und er rief“ wajikra. Es handelt sich um das erste Wort des Buches. Diese „Namensgebung“ macht deutlich, dass das Buch sich nicht nur an Priester und an Leviten richtet, sondern an uns alle, an alle Lesenden und Hörenden.

Ziel des Buches ist, aus den Israeliten ein heiliges Volk zu formen, ein Königreich von Priestern. Und dazu soll es eine besondere Reinheit bewahren. In dem Buch spiegelt sich wider, dass Gott die Welt in Harmonie geschaffen hat und dass allem eine göttliche Ordnung zugrunde liegt. Um diese Ordnung zu erhalten, beschreiben die Gebote und Verbote im 3. Buch Mose, was zu tun ist, wenn Grenzen verletzt werden, Grenzen, die uns Menschen und unsere Körper betreffen, Grenzen in Raum und Zeit, Grenzen zwischen Heiligem und Profanem oder zwischen Leben und Tod.

Im Buch Waijkra sind sowohl das Heiligtum, wie auch der Körper einer Person, und auch die Gesellschaft für sich, eine eigene kleine heilige Welt. Das bedeutet, dass Reinheit und Heiligkeit nicht nur für den Tempel oder die Synagoge wichtig sind, sondern unser ganzes Leben umfasst, unseren Körper, unser Zuhause, unseren Umgang mit anderen Menschen.

Der Apostel Paulus bezieht sich sehr auf das Buch wajikra. Die ersten Kapitel des Buches geben einen Überblick und beschreiben detailliert die häufigsten Opferungen zu biblischen Zeiten, um verletzte Ordnung Gottes in allen Bereichen wieder herzustellen. Diese Art von Gottesdienst wurde den Israeliten in der Wüste geboten, damit sie lernen konnten, Gott zu dienen. Ganz langsam lernten sie, dass nicht Tieropfer an sich die Gebote erfüllen, sondern dass Gebete uns Gott näherbringen, die Beziehung zu ihm stärken. In Kapitel 1 hören wir: „Wenn jemand von Euch dem Ewigen zu Ehren ein Opfer darbringen möchte, dann könnt ihr eure Opfer von Vieh entweder vom Rind, oder Kleinvieh darbringen.“ Waijkra 1.2b

Ein Chassidischer Kommentator erklärt diesen Satz wie folgt: „Wenn jemand von Euch dem nahen Gott nahekommen möchte, muss er ein Opfer von sich selbst bringen. Und was ist dieses Opfer? Es ist das Tier in uns selbst, der Teil von uns, der zu Bosheiten gegenüber uns selbst, gegenüber andern und gegenüber Gott fähig ist.“

Sr. Ruth Meili CCR