Oblatin sein – Warum?
Als ich das erste Mal auf dem Schwanberg war, wurde ich überwältigt von den benediktinischen Stundengebeten. Kann ich das erklären?
Gebet, Gesang, Stille, Schola, Gesang, Schola, Gebet, Stille …, jeden Tag, vier Mal, immer wieder, als wäre es das normalste auf der Welt. Für die Schwestern der Communität ist es das, es ist Ihr Leben, Ihre Tagesordnung. Für mich, die ich aus einer kirchlichen Großstadtwelt komme, eine Oase der Einkehr und etwas Besonderes, bis heute.
Ich komme zur Ruhe an der festen Form, an dem Immerwieder.
Die Stundengebete geben mir eine geistliche Sicherheit.
Vom ersten Tag an hatte ich das Gefühl, „das tun die Schwestern für mich, das tun sie für uns alle“. Da wo ich im Alltag nicht ins Gebet finde, wo das Beten oft zum zusätzlichen Anspruch nach Perfektion verkommt, kann ich zu den Schwestern hindenken und mich geistlich anlehnen. Als junge Frau habe ich meine Liebe in Taizé gefunden. Auch hier die Gemeinschaft, die regelmäßig Gebet und Stille lebt. Und lange Jahre nach Taizé habe ich auf dem Schwanberg wieder neu verstanden, was das Gebet bewirkt. Es verleiht mir eine Kraft, von der ich zeitweise in meinem Alltag schon dachte, ich hätte sie verloren.
Nun, warum Oblatin? Regelmäßig wiederkommen und geistlich auftanken reicht doch auch.
Aber ich verbinde mich so gern. Da wo die Regelmäßigkeit mich lehrt, dass wir Betenden Viele sind, da möchte ich dazugehören, meinen Teil beitragen.
Und Oblatin sein, heißt in erster Linie eine Mitbetende zu sein. Und so bin ich nicht Teil einer Gemeinschaft, die sich für Benedikt begeistert, und sich auf dem Schwanberg so wohl fühlt, sondern ich gehöre als Oblatin in die „gute Wolke von Zeuginnen um die Schwestern“. Dazu gehört auch, dass allein Gott mir meinen Platz zuweist und so bin ich, um die anderen Oblaten wissend, eine Umbetende für die Communität.
Bei der Oblation habe ich u.a. gelobt mein Leben unter der Führung des Evangeliums zu gestalten und so hat Oblatin sein etwas sehr praktisches. In meinem Familien-Arbeits-Gemeindealltag richte ich mich nach dem Evangelium aus und weiß mich seit der Oblation damit nicht mehr allein. Es lebt sich nicht mehr rein individualisiert, sondern als Teil einer Weggemeinschaft sind meine Erfahrungen mit denen der anderen verbunden.
Nicht ich allein zweifle, überdenke, entscheide, lasse mich ein, halte durch, beende etwas oder begeistere mich, die Mitoblaten erleben es auf Ihre Weise an Ihren Orten ebenfalls.
Mir gibt das Kraft, mich lässt es selbstsicherer aus dem Glauben heraus leben, nicht zuletzt durch die Gebetsform, die uns Benedikt gegeben hat.
Und so bin ich gerne Oblatin, in der Hoffnung, dass es die Communität stärkt, denn
“nach dem morgendlichen
Wilhelm Bruners
Gang über die Psalmbrücke
drehe ich mich nicht
mehr um die eigene Achse
ich atme die alten
Heilworte in meine
Tagängste
und bin
guter Hoffnung”
Alexandra Hofmann, CCR-Oblatin