Auf(er)stehen in neues Leben – Was die Kar- und Ostertage 2024 auf den Weg gebracht haben
Vier Tage herausgehoben aus dem Alltag, durchgefeiert in Gemeinschaft, am besonderen spirituellen Ort – die Wirkung ist erstaunlich:Vor zwei Jahren am Karfreitag hat mich ein inneres Zwiegespräch mit dem schweigend anwesenden Christus in der stillen Kapelle zu einer mutigen Entscheidung motiviert: Du bist jetzt tot – jetzt bin ich dran! Dies Jahr war es wieder die besondere Zeit zwischen „nicht mehr“ und „noch nicht“ – zu zweit in der nächtlichen Kirche wachend – wie wird es sein? Solche bewegenden Erfahrungen werden ermöglicht durch das intensive Eintauchen in den Weg Jesu: Zu Ende Gehen des irdischen Lebens – Abstieg in das Todesreich – und Auferstehung zu neuem Leben.
Gründonnerstag:
Am Beginn steht ein Festgottesdienst mit Fußwaschung, die die Priorin stellvertretend im Kreis der Menschen um Jesus vollzieht. Anschließend gemeinsames Mahl an festlich gedeckten Tischen in den Gästehäusern – im großen Saal im Schloss, und für Familien und jüngere Menschen im Jugendhof.
Karfreitag:
Beim Kreuzweg gehen wir zu verschiedenen Stationen über den Schwanberg. Das große Holzkreuz wird von Gästen spontan auf die Schultern genommen und getragen. Wie ist das: das Kreuz bewusst auf mich zu nehmen? Jesu Kreuz – mein Kreuz – das Kreuz der Welt… stellvertretend Leid mit-Tragen kann zum Heilwerden bei-tragen.
Der Weg mündet in den Gottesdienst, an diesem Tag ohne Abendmahl. Der Tiefpunkt ist am Nachmittag, zur Todesstunde Jesu: der Altar wird entblößt, die violette Stola abgenommen, die Kerzen rausgetragen. Die Glocken und Menschen sind verstummt. Schweigend wird die Dornenkrone auf den nackten Altarstein gelegt.
Wieder sind es besondere Momente, in denen äußerlich dann nichts mehr passiert: die steinerne Altarplatte aus Flossenbürger Marmor von Engelsarmen in den Himmel gehalten – nur die Engel leuchteten noch in der fast dunklen Kirche – eindrucksvoll war ich hineingenommen in die stillstehende Zeit, in der das Alte endgültig nicht mehr lebt und das Neue noch nicht erkennbar ist.
Karsamstag:
Zwischenzeit zwischen „Nicht mehr“ und „Noch nicht“ – mit verschiedenen Angeboten zur Vertiefung:
„Mein Kreuz tragen – Anregungen aus christlicher Spiritualität“ – ich staune, wie mich ein altes Thema im Vortrag von Pater Stefan Kiechle SJ ganz neu anrührt, aufrichtet und zum eigenen Leben motiviert.
Weitere Angebote laden ein, den Bezug zwischen eigenem Leben und der Geschichte Jesu neu entdecken: über die Baum-Kreuz-Gestalt im eigenen Leib, über Psalmen und Meditation, oder einen meditativen Weg sich in das Geheimnis hineinnehmen zu lassen.
Ostersonntag:
Die Osternacht feiert dann das neue Leben in Christus. Die Osterkerze wird am offenen Feuer im Kreuzgang entzündet und in die dunkle Kirche getragen, und unter österlichem Lobpreis und Glockengeläut wird das Osterlicht weitergegeben und in vielen Sprachen verkündet: „Christus ist auferstanden!“ – „Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!“. Fein duftende Osterbrote werden in großen Körben herbeigeschafft, gesegnet und im Kreuzgang zum Weiterschenken verteilt. Und beim Osterfrühstück ist Zeit, die Freude weiter zu feiern.
Beim österlichen Stationenweg über den Schwanberg erklingen dann verschiedene Erzählungen von Begegnungen mit dem Auferstandenen Christus an unterschiedlichen Orten: Maria Magdalena auf dem Friedhof, der ungläubige Thomas beim Christus am Eingang zum FriedWald, die Emmaus-Jünger auf dem Weg, die Begegnung im Berufsalltag der Fischer am Cypressensee und am Schluss versammelt um den runden Steintisch im Park hören wir: wir sind gesandt in die Welt, und Christus ist bei uns alle Tage.
Am bunten Osterabend im Schloss laufen die Besucher dann zur Höchstform auf: geplante und spontane Beiträge, tiefsinnig und v.a. heiter, führen zu vielfältigem „Osterlachen“. Mich persönlich haben zwei Einlagen besonders angesprochen: Ein Gespräch von Zwillingen im Mutterleib, die sich Frage stellen: „Gibt es ein Leben nach der Geburt?“ Das scheint ihnen doch reichlich unvorstellbar und absurd. Das andere war das Lied „Der Momentensammler“ – welch gute Idee!
Am Ostermontag wird dann nochmal fröhlich gesungen und gefeiert im Gottesdienst und so kann man rundum durchlebt und gestärkt weiterziehen in den Alltag. Bis dahin hat man sicherlich viele besonders lebendige Momente gesammelt, die den Alltag bereichern werden.
(Text: Schwanbergpfarrerin Maria Reichel)
(Fotos: Nicole Barczyk)