1. Mose 9, 18–28

Soeben noch Neuanfang. Verheißung Gottes im Regenbogen über der ganzen Schöpfung. Und dann? Ein Weinberg, ein Mann, der Alkoholkonsum, die Blöße eines Menschen. Was für ein Bruch in der Geschichte. Und vielleicht auch nicht. Vielleicht ist es einfach das Leben, wie es seine Geschichten schreibt, ganz und gar menschlich.

Und dann die ganz unterschiedlichen Reaktionen der Söhne Noahs auf sein Verhalten. Der eine, könnte man meinen, hämisch ausplaudernd und die zwei, die rückwärtslaufend ihren Vater bedecken. Wollen sie etwa die Augen verschließen vor der Realität?

Aber: wenn wir rückwärts gehen, müssen wir achtsam und umsichtig Schritt für Schritt machen. Vor allem, wenn wir rückwärtig noch etwas ablegen wollen. So kommt mir hier vielmehr entgegen, dass die beiden ihrem Vater einen Schutzraum geben, ihn nicht noch mehr entblößen wollen, ihn mit Liebe bedecken.

So wie Gottes Liebe auch mich in meinem Tun und Lassen, Verhalten und Fehlverhalten umhüllt und Schutzraum schenkt: zu wachsen, zu lernen, zu leben.

Wenn mir heute die Blöße eines Mitmenschens begegnet, wie würde ich wohl damit umgehen?


Sr. Anja Veronika Waltemate CCR