Römerbrief 5, 12–21

Beim Hören des heutigen Bibelwortes klingt das Wort Sünde laut in mir. Aber: nein, es geht hier nicht um eine seit Adam über die Generationen vererbte Sünde – wie diese Textstelle oft gelesen wurde. Aber ja, es geht auch um Sünde. Um die Ursünde – Adams und jedes Menschen

Sünde – verlorenes Wort,

und doch

der innerste Riss

in mir selbst,

in der Welt,

was mich trennt

von mir,

von dir

und von Gott.[1]

Der innerste Riss – der Lebensverhältnisse, Beziehungen zerstört, in die Verhältnislosigkeit drängt, beziehungslos macht letztlich tötet.

Darum geht es auch. Aber ein Wort kommt in unserem Abschnitt viel häufiger vor: Gnade. Darauf kommt es Paulus an, das sollen wir hören können. In seiner Zeit und heute an diesem Mittwoch Morgen hier in der St. Michaelskirche: „wo die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden.“ Paulus erfindet extra ein neues Wort. Wörtlich übersetzt müsste da stehen: wo die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade überübergroß geworden.[2]

Gottes Gnade – überübergroß! Wo wir uns verstricken und verirren, verloren gehen, in unseren Bezügen verletzen – andere, uns, Gott verfehlen, missachten – auch da überwiegt die Gnade

Der innerste Riss

In mir selbst,

in der Welt,

was mich trennt

von mir,

von dir

und von Gott.

Da wo die Sünde mächtig wurde, da ist Gottes Gnade überübergroß geworden.

Sr. Franziska Fichtmüller CCR


[1] Nach Gunda Schneider-Flume
[2] Nach Frank Erwerszumrode