Die Klosterpforte in mir
Es ist bezeichnend, dass Benedikt der Klosterpforte oder besser gesagt dem Pförtner des Klosters in seinem Regelbüchlein ein eigenes Kapitel widmet, denn jedes Amt ist gleichsam ein Exempel für das Leben aller Brüder und Schwestern. Daher geht es im Kapitel über den Pförtner des Klosters letztlich auch im die Frage nach dem Kloster und um die Pforte „in mir“, also um mein eigenes geistliches Leben und um meine persönliche Gottesbeziehung. Bin ich eine gute Pförtnerin, ein guter Pförtner im Sinne Benedikts?
In wenigen Worten skizziert Benedikt in seiner Regel das Bild des Pförtners als eines „weisen älteren Bruders, der Bescheid zu empfangen und zu geben weiß und den seine Reife daran hindert, sich herumzutreiben“. (RB 66,1ff). Sein Wesen soll von der Sanftmut eines Gottesfürchtigen und vom Eifer der Liebe geprägt sein. Seine Zelle soll er unmittelbar neben der Pforte haben, damit er, sobald jemand anklopft, den Ankommenden im Namen Gottes empfangen kann.
Die Klosterpforte bildet den Grenzbereich zwischen Kloster und Welt – Innen und Außen. Sie schützt den Bereich, in dem die Gottesbeziehung jedes Einzelnen Raum und Entfaltung finden soll. Der Pförtner hat die wichtige Aufgabe, zu entscheiden, wem und zu welchen Zeiten er Eingang in diesen innersten Bereich gewährt und wer oder was draußen bleiben muss. Im Kapitel über den Pförtner des Klosters betont Benedikt, dass nach Möglichkeit alles Notwendige, was die Brüder zum Leben und Arbeiten brauchen, innerhalb des Klosters vorhanden sein soll, damit niemand gezwungen ist, draußen in der Welt „herumzulaufen“.
Zu Zeiten Benedikts mögen es viele Bedürftige, Pilger oder Suchende gewesen sein, die an die Klosterpforte klopften, um Einlass oder Hilfe zu erbitten. Heute, im digitalen Zeitalter, gibt so vieles, was an multimedialen Informationen und Möglichkeiten täglich an meine innere Pforte klopft, um Einlass zu erhaltenden und mich dazu verleitet, mich „draußen herumzutreiben“ statt „im Kloster“, d.h. bei mir selbst und in der Ausrichtung auf Gott hin zu bleiben.
Da braucht es, ob im Kloster oder in anderen Lebensbezügen, einen weisen Pförtner oder eine weise Pförtnerin, die präsent ist und zu entscheiden vermag, was gerade dran ist, und reif genug ist, auch mal „nein“ zu sagen, um das Wesentliche nicht aus dem Blick zu verlieren.
Sr. Anke Sophia Schmidt CCR